Ein Landheim, jenseits der Stadt und ihrem Getriebe, diese Idee hatten schon die Wandervögel, als sie Anfang des letzten Jahrhunderts aufbrachen, um die freie Natur zu entdecken. Ein Heim auf dem Land, das wollten auch wir, weit weg von zu Hause, wo die Gruppe Gruppe sein kann, ohne dass Überraschungsgäste wie Eltern plötzlich vor der Tür stehen.
Westberlin hatte noch eine echte Stadtmauer, als wir den Gedanken Anfang der 80er Jahre in die Tat umsetzten. Jugendherbergen, Schullandheime und große Gästehäuser kannten wir zu Genüge und wussten daher, was wir nicht wollten!
Ein kleines Bauernhaus, eine alte Wassermühle oder eine lauschige Försterei, so etwas wollten wir zum BK- Landheim machen, als wir damals begannen, das Grenzgebiet der alten Bundesrepublik abzusuchen.
Im Frankenwald wurden wir fündig und das Wort Rappoltengrün macht seither die Runde: dort liegt seit 1982 das BK- Landheim! Und es ist ein richtiges Landheim, denn Rappoltengrün hat nicht mehr als 50 Einwohner. Das Haus selbst ist ein kleines altes Bauernhaus, das die letzten Jahrzehnte vor unserer Übernahme als Ausstehhaus, also als Altenteil genutzt wurde.
Ein Landheim wollten wir haben und das ist es geworden, ohne überflüssigen Luxus, mit Ofenheizung und mit nicht mehr als 20 Plätzen. Alles wird von Berlin aus verwaltet und betreut. Und deshalb sind die Gruppen auch immer wieder gefragt, Hand anzulegen, um das Haus in Schuss zu halten. Dazu sind unter anderem die Baufahrten gut.
Auf Rappfahrten, so hieß das ganz schnell, können die Gruppen zusammenleben, gemeinsam kochen und schlafen, rumtoben, sich balgen und dabei herausbekommen, dass man nicht immer den Computer und das Handy vor der Nase haben muss, um Glück zu erfahren. Mehr noch, man kann dort lernen, was man sich nie und nimmer zugetraut hätte: Holzspalten, anheizen, kochen, ja auch sauber machen, spätestens dann, wenn es wieder nach Hause geht, da ist Großputz angesagt. Und nebenbei lernt man auch, was viele inzwischen vermissen müssen, den geschwisterlichen Umgang mit Gleichaltrigen!
Mitten im Frankenwald, umgeben von dunklen Wäldern und quirligen Bächen liegt unser BK-Landheim und wartet darauf, immer wieder durch neue Generationen von Jungenschaftlern erobert zu werden. Sie sollen dann aber auch ihren Hintern hochkriegen, um im Winter Schlitten oder Langlaufski zu fahren, um im Sommer bis über die Knie in Bächen herumzuwaten und Staudämme zu bauen, um zum Rennsteig zu wandern, die vielen Burgen und Festungen zu erkunden, die die Wege säumen. Das BK-Landheim ist in zwei Jahrzehnten ein wichtiger Ort geworden, ein Ort an dem Lebens- und Tischgemeinschaft kein theoretisches Konstrukt geblieben ist, sondern erlebt, erspürt und gefühlt werden kann. Für uns hat das nicht nur pädagogische, sondern auch theologische Bedeutung.
Keine Frage, dass wir auch nach der Wende daran festhielten!
Und inzwischen reichen sich dort die Generationen unserer jungenschaftlichen Arbeit die Hände: Wer als Zehnjähriger erleben durfte, wie glücklich es sich da lebt, der kommt als Dreißigjähriger auch gerne wieder zurück. Und was wichtig ist: er öffnet seinen Geldbeutel und gibt, was nötig ist, damit auch in Zukunft unsere Jugendarbeit in Rappoltengrün einen wichtigen Schwerpunkt behält.